Interview  mit den Bürgermeister- Kandidaten

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Rüdiger Warnecke (Bündnis 90 / Die Grünen) Helmut Tillmanns (bma) Bürgermeisterin Maria Pfordt (CDU)
Herr Over von PRO NRW macht nicht mit und DieLinke. stellt keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten. Kai Faßbender (SPD) Ingo Schaefer (FDP)

    

Fragen an die Kandidaten, aufgeteilt in 2 Staffeln

Staffel 1 Staffel 2

Staffel 1 :

Wahl-Bergheim:

Lieber Rüdiger Warnecke, vorab erst einmal herzlichen Dank, dass Sie sich unseren Fragen stellen.
Lassen Sie uns mit der wichtigsten Frage beginnen. Wer oder was hat Sie bewogen, sich um das Amt des  Bergheimer Bürgermeisters zu bewerben ?

Rüdiger Warnecke:

Schon vor fast zwei Jahren wurde ich von meiner Partei, aber auch von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt angesprochen, ob ich kein Interesse daran hätte, mich für das Bürgermeisteramt der Stadt Bergheim zu bewerben. Da ich einen großen Respekt vor dem Amt und die damit verbundenen Aufgaben habe, habe ich mir mit meiner Entscheidung sehr viel Zeit gelassen. In zahlreichen Einzelgesprächen mit Fachleuten aus Verwaltungen, aber auch mit Bürgermeistern aus anderen Kommunen, habe ich für mich überprüft, ob ich mich für diese Aufgabe eigne. Meine beruflichen Erfahrungen, die langjährige kommunalpolitische Tätigkeit als Kreistagsabgeordneter und stellvertretender Landrat sowie meine persönlichen Voraussetzungen haben mich dann bestärkt, diesen Schritt zu gehen. Ich sehe mich als einen guten Bürgermeister, da ich zum einen nicht in die politischen Strukturen Bergheims verstrickt bin, und zum anderen die Aufgaben der Zukunft für Bergheim kenne. In den vergangenen Jahren gab es für mich ausreichend Gelegenheit zu zeigen, dass ich sehr gut wirtschaftliches Denken und Handeln mit Verwaltungshandeln in Übereinstimmung bringen kann. Diese Kompetenz ist für die Führung moderner Verwaltungen unabdingbar. Außerdem besitze ich die, für dieses Amt notwendige, strategische Kompetenz eine Verwaltung mit all ihren Mitarbeitern zu führen, politische Beschlüsse zu initiieren und kompetent umzusetzen und Prozesse mit vielen unterschiedlichen Interessensgruppen zu moderieren. Dies alles möchte ich gerne für die Menschen Bergheims einsetzen.

 

Wahl-Bergheim:

Auf welche aktuellen Themen werden Sie hier in Bergheim zur Zeit am meisten angesprochen und können Sie daraus entnehmen, wo die Bürger "der Schuh drückt"?

Rüdiger Warnecke:

Bei meinen Hausbesuchen fällt mir auf, dass die Menschen meistens die Themen bewegen, die ihren Ort betreffen. So ist man nicht zufrieden, dass die Friedhöfe nicht ausreichend gepflegt werden, dass Jugendliche zu allen Tages- und Nachtzeiten mit ihren Motorrollern lautstark durch Wohngebiete fahren, dass Jugendliche sich verstärkt auf Spielplätzen aufhalten und dabei häufig alkoholisiert sind, dass Autofahrer zu schnell durch Anliegerstraßen fahren, dass es keine ausreichende Nahversorgung mit Waren des täglichen Bedarfs für die Bewohner gibt, etc.. Diese Liste kann beliebig fortgesetzt werden. Neben diesen für die Bürgerinnen und Bürger sehr wichtigen Anliegen - um die sich in den letzten Jahren meist niemand angemessen gekümmert haben soll - gibt es aber auch zwei Themen, die fast alle ansprechen. Zum einen sind viele Menschen irritiert darüber, dass die Politiker dieser Stadt zu wenig miteinander sprechen und handeln und zum anderen, dass es kein einheitliches Gefühl für die Stadt Bergheim gibt. Die Menschen fühlen sich ihrem Ort verbunden, aber selten der ganzen Stadt. Viele Menschen sehen keinen Grund, nach Bergheim Mitte zu fahren, da zum einen das Angebot an Geschäften nicht interessant ist und zum anderen die Menschen nicht gerne abends im Dunklen durch die Fußgängerzone laufen. Wenn man den Menschen genau zuhört, sprechen sie im Prinzip die Dinge an, die wichtig für eine Perspektive der Stadt sind. Die öffentlichen Räume müssen sauber, ansehnlich und "angstfrei" sein, Jugendliche brauchen Räume in denen sie sich gerne aufhalten und niemanden stören, Jugendliche brauchen für sich Perspektiven, Bergheim braucht eine Identität und ein Ziel, wohin sich die Stadt in den nächsten 20 Jahren hinbewegen will, Bergheimer Politiker müssen gemeinsam für das Wohl der Stadt arbeiten - man sollte ein gemeinsames Ziel haben, über den Weg kann man dann trefflich anderer Meinung sein - , Ziel muss es sein, Bergheim für die Menschen so interessant zu machen, dass sie die Stadt in allen Facetten erleben wollen.
 

Wahl-Bergheim:

Manche Menschen sind der Auffassung, dass der Bewerber um das Amt des Bürgermeisters ein ausgewiesener Verwaltungsfachmann sein muss. Die meisten von ihnen kommen jedoch aus der freien Wirtschaft und sind nicht unbedingt in dem Beamtenapparat des Rathauses verwurzelt. Halten sie diese Eigenschaft für entbehrlich oder warum glauben Sie trotzdem diesem Amt gewachsen zu sein?

Rüdiger Warnecke:

Mit der Änderung der Gemeindeordnung und die damit verbundene Abschaffung der "Doppelspitze". hat sich einiges verändert. Es ist davon auszugehen, dass sich der Gesetzgeber etwas dabei gedacht hat, die Chefin bzw. den Chef einer Verwaltung durch die Bürgerinnen und Bürger legitimieren zu lassen. Dies wird in einigen Bundesländern schon sehr lange so gemacht (z.B. Baden-Württemberg, Bayern etc.). So kann nach Ablauf von jetzt sechs Jahren die Bürgerschaft für sich urteilen, ob die Führung der Verwaltung durch den gewählten Bürgermeister gut oder eben nicht gut erledigt wurde und jemand anderes gewählt werden soll. Früher war das nicht möglich. Der Stadtdirektor - ein reiner Verwaltungsfachmann - wurde durch den Rat gewählt, die Bürger hatten keinen direkten Einfluss, der Bürgermeister übernahm die Repräsentationsaufgaben. Jetzt kann eben auch ein kompetenter Chef der Verwaltung gewählt werden, der kein ausgewiesener Verwaltungsfachmann ist. Somit besteht die Möglichkeit, Sachverstand aus Wirtschaft und anderen Bereichen in die Verwaltungen direkt einkehren zu lassen. Wenn man sieht, wie häufig dieser Sachverstand schon heute von Verwaltungen extern eingekauft wird, zeigt dies doch deutlich, wie sehr er gebraucht wird. Jede Verwaltung, eben auch die Bergheimer Verwaltung  hat ausgewiesene Verwaltungsfachleute, so dass die Spitze nicht unbedingt durch einen Verwaltungsprofi besetzt werden muss. Meine Fähigkeiten Verwaltungshandeln und wirtschaftliches Denken und Handeln in Übereinstimmung zu bringen, ermöglichen es mir, dieses Amt angemessen und zielführend auszuüben.
 

Wahl-Bergheim:

„Besser für Bergheim“ liest man auf vielen Wahlplakaten. Es stehen ja nun mal sechs Kandidaten zur Auswahl, was ist an ihnen den besser als an den anderen fünf und warum sollten die Bergheimer Bürger ausgerechnet Sie zu Ihrem Bürgermeister wählen?

Rüdiger Warnecke:

Ich sehe mich nicht im Vergleich zu den anderen Kandidaten. Meine Bewerbung ist ein Angebot an die Bergheimer Bürgerinnen und Bürger. Sie sollen darüber entscheiden, ob sie jemanden an die Spitze ihrer Verwaltung wählen wollen, der schon lange in der Stadt politisch aktiv ist und mit den politischen Strukturen verwurzelt ist, oder ob sie jemandem die Chance geben seine Ideen für die Stadt umzusetzen, der das Amt unbefangen und ohne Belastungen aus der Vergangenheit - Gemeinsam für Bergheim - ausüben kann. Meine Kompetenz hierfür habe ich schon mehrfach - auch auf meiner Homepage www.ruediger-warnecke.de - beschrieben. Außerdem bin ich seit 8 Jahren als stellvertretender Landrat des Rhein-Erft-Kreises aktiv, seit 2004 im Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Rhein-Erft-Kreises und im Verwaltungsrat der Kreissparkasse Köln. Hier konnte ich über die Jahre durch meine Arbeit überzeugen. Die Menschen in der Stadt werden wissen, ob sie mit der politischen Arbeit der einzelnen Bewerber zufrieden sind und sie diese für glaubwürdig halten und daraufhin ihre Entscheidung treffen. Wenn sie mich dann wählen, werde ich mit Respekt, Freude und großem Engagement das Amt des Bürgermeisters ausüben.
 

Wahl-Bergheim:

Wollen sie im Falle ihrer Wahl den Wirtschaftsförderer in der derzeitigen Form beibehalten oder wie wollen sie die mittelständische Wirtschaft hier in der Region unterstützen, bzw. neue Betriebe ansiedeln?

Rüdiger Warnecke:

Derzeit ist die Arbeit der Wirtschaftsförderung der Bürgermeisterin zugeordnet. Dieser Gedanke ist richtig.Wirtschaftsförderung ist "Chefsache"! Wie Wirtschaftsförderung zu organisieren ist, hängt davon ab, welches Ziel für Bergheim erreicht werden soll. Ich kann derzeit nicht erkennen, dass es eine eindeutige Zielrichtung gibt. Soll Bergheim mehr zum Industriestandort werden, soll die mittelständische Struktur gestärkt werden, soll der Schwerpunkt auf Dienstleistung z.B. im Sozial- und Gesundheitsbereich gelegt werden, gibt es Ideen für einen gesunden Mix von Unternehmen, sollen private Bildungseinrichtungen nach Bergheim geholt werden, was bedeutet "Terra Nova" für Bergheim etc...  Gibt es eine Zielrichtung durch die Vorgabe der Politik, so muss die Organisation danach ausgerichtet werden. Dies setzt voraus, dass die Parteien im Stadtrat hier ein einheitliches Interesse haben und im Interesse der Stadt an einem Strang ziehen. Wenn die Politik sich dafür entscheidet, aktiv in die Wirtschaftsförderung einzugreifen, in dem sie beschließt, dass die Wirtschaftsförderung z. B. in der Fußgängerzone Läden anmietet  um die Ladenstruktur zu organisieren, so muss eine entsprechende GmbH gegründet werden. In vielen Kommunen wird dies so gemacht. Eine GmbH kann besser und unkomplizierter wirtschaftlich tätig werden. Dies ist einer Änderung der Gemeindeordnung durch die aktuelle Landesregierung geschuldet. Ich habe Sympathie für eine solche Lösung. Sie hängt aber vom politischen Gestaltungswillen der Mehrheit im Stadtrat ab. Wirtschaftsförderung hat eben auch viel mit der Förderung und Schaffung von "weichen Standortfaktoren" zu tun. Hier hat Bergheim für mich erkennbar derzeit gute Chancen. Es gibt z. B. die Chance der Rekultivierung, die ein großes Potential von Lebensqualität für die Menschen birgt. Somit wird Bergheim attraktiv und lockt Menschen an. Ich kann mir am Rande des ehemaligen Tagebaus z. B. eine "Waldbühne" vorstellen, wo attraktive Veranstaltungen stattfinden können, die Besucher von außerhalb anlocken. Im Bereich der Bildung sollte sich Bergheim schleunigst auf den Weg machen, dass die vom Kreis durch eine Anschubfinanzierung geförderte private Fachhochschule für Ingenieurwesen nach Bergheim kommt. Bergheim finanziert aus seinem Haushalt über die Kreisumlage die Finanzierung mit, hat aber bisher diesbzgl. keine Ansprüche angemeldet. Frau Pfordt hat sich über die Bürgermeisterkonferenz geäußert und darum gebeten, den Beschluss zu vertagen (wg. der Kommunalwahl). Ich würde darum kämpfen, dass diese Fachhochschule nach Bergheim kommt und traue mir zu, zumindest dafür zu sorgen, Teilbereiche dieser Schule nach Bergheim zu holen. Es kann nicht sein, dass hier der Südkreis schon wieder einmal die Nase vorne hat.
 

Wahl-Bergheim:

Hier in Bergheim werden zeitgleich mit dem Bürgermeister auch die neuen Mitglieder des Stadtrates gewählt. Die absolute Mehrheit einer Partei haben wir hier realistischerweise unberücksichtigt gelassen. Mit welcher Rathauskoalition möchten sie denn am liebsten zusammen arbeiten?

Rüdiger Warnecke:

Ich denke, dass es nach der Wahl eine schwer überschaubare Besetzung des Rates geben wird. Derzeit ist davon auszugehen, dass sieben Fraktionen im Rat vertreten sein werden. Das wird die politische Arbeit erschweren. Sollte der Politikstil der letzten Jahre - dass einige Parteien nicht oder nur schwer miteinander reden, geschweige denn gestalten können - fortgesetzt werden, kann dies im Extremfall zu einer Blockade von wichtigen Entscheidungen führen. Dies ist den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Bergheim nicht zu wünschen. Ich gelte in der politischen Landschaft als jemand, der pragmatische Lösungen sucht. Somit ist es mir möglich - und dies ist auch mein Wille - mit jeder demokratischen Kraft zusammenzuarbeiten. Um die Aufgaben der Stadt zu erledigen, bedarf es einer gehörigen Portion an pragmatischem Handeln. Bergheim kann sich keine ideologischen Blockadeprozesse mehr leisten. Die Dinge, die jetzt nicht erledigt werden, werden die Stadt nachhaltig zurückwerfen.
 

Wahl-Bergheim:

Man kann das Amt des hauptamtlichen Bürgermeisters ja nicht wieder teilen in den administrativen und den repräsentativen Teil. In welcher Art würden sie im Falle ihrer Wahl das  Amt ausüben, wo liegen ihre Schwerpunkte?

Rüdiger Warnecke.

Ich sehe den überwiegenden Schwerpunkt der Arbeit einer/eines hauptamtlichen Bürgermeisterin/Bürgermeisters im administrativen Teil. Die Verwaltung ist zu führen, die Beschlüsse des Rates sind umzusetzen, die Belange und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger sind durch die Verwaltung zu bearbeiten. Dies ist auch der Wille des Gesetzgebers. Für die repräsentativen Aufgaben gibt es die vom Rat gewählten Stellvertreter. Selbstverständlich sind auch repräsentative Aufgaben wahrzunehmen. Hier darf und kann aber nicht der Schwerpunkt der Arbeit liegen.
 

Wahl-Bergheim:

Nach allen Prognosen wird die Stadt Bergheim in finanzieller Hinsicht demnächst in sehr  schwieriges Fahrwasser geraten. Haben sie einen Plan in der Schublade um die Auswirkungen der Krise für die Stadtkasse und natürlich auch für  uns Bürger zu mildern?

Rüdiger Warnecke:

Pläne haben für gewöhnlich die Eigenschaft, dass sie meist nicht zum Tragen kommen. Richtig ist, dass die Einnahmen der Stadt Bergheim in naher Zukunft einbrechen werden. Zu hoffen ist, dass das Unternehmen RWE seine Gewerbesteuerverpflichtungen nicht so steuern wird, dass Bergheim demnächst weniger Einnahmen erhält. Dies steht zwar derzeit nicht zu befürchten, aber auch dieses Unternehmen kann einmal in schwieriges Fahrwasser geraten. Kommunale Ausgaben sind entweder Ausgaben, die durch gesetzliche Verpflichtungen anfallen, oder aber durch sogenannte freiwillige Ausgaben, die der Rat beschließt. Wenn Bergheim in die Haushaltssicherung gerät, dann dürfen nur noch Pflichtausgaben und Ausgaben aus vertraglichen Verpflichtungen getätigt werden . Freiwillige Ausgaben gibt es dann nicht. Das hat dann ganz konkrete negative Folgen, meist für Vereine, soziale Einrichtungen etc.. Die Politik in Bergheim muss sich in einer angespannten Haushaltslage zu erst einmal Prioritäten setzen. Dies soll und muss in Absprache mit den Bürgerinnen und Bürgern geschehen. Es kann nicht heißen, wer am "lautesten ruft, bekommt am meisten"! Wir werden in Zukunft Situationen erleben, wo alternativ zu entscheiden ist, ob ein Schwimmbad geschlossen wird, oder auf eine Umgehungsstraße verzichtet wird, oder freiwillige soziale Leistungen angeboten werden, oder Personal eingestellt wird etc.. Hier schlage ich vor, dass diese Dinge z.B. durch das Erneuern des Lokalen Agenda Prozesses entschieden werden. Die Menschen in Fliesteden oder Glessen müssen mit den Menschen in Glesch, Quadrath oder Thorr etc.. gemeinsam darüber entscheiden, was für die gesamte Stadt richtig und wichtig ist. Dieser Weg wird zwangsläufig dazu führen, dass sich die Menschen Gedanken über das gesamte Gemeinwesen machen müssen und werden. Dies wird zum einen Geld sparen und zum anderen für eine wesentlich höhere Identifikation der Menschen mit ihrer Stadt führen. Die Menschen übernehmen Verantwortung und gestalten das Gemeinwesen mit. So bekommt auch die Demokratie mehr Zustimmung und Kraft.
 

Wahl-Bergheim:

Wenn z.B. ein Bundesligaverein einen neuen Trainer bekommt, wird immer auch nach neuen Trainingsmethoden gefragt. Gibt es etwas an ihnen, wo sie sagen würden, daran kann man meinen besonderen Stil das Bürgermeisteramt zu führen erkennen?

Rüdiger Warnecke:

Ich pflege einen offenen, kommunikativen und integrativen Führungsstil. In einigen beruflichen Stationen hatte ich Mitarbeiter zu führen und ich habe dies auf diesem Wege mit Erfolg getan. Meine Mitarbeiter genießen von Beginn an das Vertrauen, was für eine konstruktive und produktive Zusammenarbeit notwendig ist.  Allerdings setzt dies auch eine gegenseitige Offenheit voraus. Sollte meine Offenheit verletzt oder hintergangen werden, hat dies deutliche Konsequenzen. Nur so kann ich meinen Führungsstil leben. Ich bin ein absoluter Gegner von "Mobbing". Hier habe ich schon immer ohne Ansehen der Person und deren Leistung für das Unternehmen konsequent gehandelt und bin den unangenehmen Weg der Beendigung von Arbeitsverhältnissen gegangen.
 

Den Bürgerinnen und Bürgern werde ich ebenso offen begegnen. Ich verspreche keine Luftschlösser. Meine Erfahrung ist, dass die Menschen mit der Wahrheit meist am besten umgehen können. Lieber wenig versprechen und das halten, als umgekehrt.
 

Wahl-Bergheim:

Sollte es einen Wechsel im Bürgermeisteramt geben, würden sie die alte Mannschaft ihrer Vorgänger im Rathaus übernehmen?

Rüdiger Warnecke:

Ein Wechsel im Bürgemeisteramt hat für die Mitarbeiter der Stadt Bergheim keine arbeitsrechtlichen Folgen. Manche Positionen können nur von Personen besetzt werden, die zum einen ein hohes Maß an Loyalität garantieren, aber zum anderen auch ein hohes Maß an Sach- und Fachkompetenz sowie exzellente Kenntnisse über die "Gepflogenheiten des Hauses" besitzen. Außerdem muss natürlich auch "die Chemie" stimmen. Ich werde grundsätzlich alle Stellen, die dies betrifft, innerhalb der Verwaltung ausschreiben und mich dann in einem geordneten Verfahren für eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter entscheiden.

Auf die Besetzung des Verwaltungsvorstandes hat der Bürgermeister keinen unmittelbaren Einfluß.
 

Wahl-Bergheim:

Vielen Dank für das Interview, wir freuen uns auf die nächste Staffel!

 

 Staffel 2 :

 

Wahl-Bergheim:

Es gibt ein Sprichwort, dass besagt: „Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige“. Gibt es eine Eigenschaft, die sie im übertragenen Sinn als „die Höflichkeit der Bürgermeister“ bezeichnen würden?

Rüdiger Warnecke:

Zur „Höflichkeit der Bürgermeister“ gehört neben Pünktlichkeit unabdingbar, dass Sie den Menschen, die ihr Anliegen vortragen, wirklich zuhören, sie respektieren und Versprechen, die sie gegeben haben, auch halten.

Wahl-Bergheim:

Außer den von ihnen vertretenen bewerben sich  ja noch zwei weitere Parteien aus dem radikalen Lager um Sitze im Bergheimer Stadtrat. Beide, sowohl PRO NRW als auch Die Linke., werden vom Verfassungsschutz beobachtet. Wenn es der Bergheimer Wähler will, und diese Parteien in den Rat wählt, werden sie als Bürgermeister dann in der Lage sein, die für das Amt gebotene Neutralität gegenüber diesen Parteien zu waren?

Rüdiger Warnecke:

Ein Bürgermeister hat nach Recht und Gesetz zu handeln. Dies gilt natürlich auch gegenüber allen gewählten Mitgliedern des Stadtrates. Hierauf werde ich den Amtseid leisten und mein Handeln danach ausrichten.

Wahl-Bergheim:

Noch eine Zusatzfrage zu den beiden in der vorherigen Frage genannten radikalen Parteien. Halten sie eine Zusammenarbeit ihrer Partei mit einer von diesen beiden für möglich?

Rüdiger Warnecke:

Ein klares Nein.

Wahl-Bergheim:

Die Ratsmitglieder, wie auch die Mitglieder der Ausschüsse sowie die Ortsvorsteher haben gemäß §17 KorruptionsbGes bestimmte Angaben zu ihren Verhältnissen und Mitgliedschaften  zu machen. Dies hat auch der Rat der Stadt Bergheim so beschlossen. Trotzdem wird diese Erklärung nach wie vor von einigen Personen verweigert. Werden sie als Bürgermeister/in in ihrer Amtszeit dem Gesetz und dem Ratsbeschluss Geltung verschaffen?

Rüdiger Warnecke:

Ja.

Wahl-Bergheim:

Wir begrüßen ausdrücklich die Einführung der Ehrenamtskarte in Bergheim. Problematisch erscheint jedoch die Verpflichtung, dass man sich selbst darum bewerben muss. Gerade viele ältere Bürger haben hier ein Problem. Gemäß ihrer Erziehung und ihres Gefühls für Anstand lehnen sie es ab, sich selbst für eine solche Ehrung vorzuschlagen. Wären sie bereit, hier die erforderliche Änderung am Verfahren vorzunehmen?

Rüdiger Warnecke:

Ich halte die Einführung der Ehrenamtskarte für einen ersten zaghaften Schritt in die richtige Richtung, wenn es um die Anerkennung der Arbeit von ehrenamtlich tätigen Bürgern geht. Auf meiner Homepage (www.ruediger-warnecke.de) können Sie nachlesen, dass ich die Betätigung von Bürgerinnen und Bürgern für ihr Gemeinwesen zur „Ehrensache“ machen möchte und wie ich das konkret angehen werde. Um die Frage direkt zu beantworten: Natürlich kann jedem der Verwaltung bekannten ehrenamtlich tätigen Bürger die Ehrenamtskarte ohne Bewerbung ausgehändigt werden. Schwierig ist dies, wenn die tätigen Bürger der Verwaltung nicht bekannt sind. Hier kann das Anliegen nur an die Verwaltung herangetragen werden. In welcher Form dies geschieht halte ich für eine Frage des „täglichen Geschäfts“ der Verwaltung. Um Ihren Befürchtungen zu begegnen, es wird sich mit Sicherheit eine angemessene Lösung finden.  

Wahl-Bergheim:

Es wurde viel getan in Sachen Sicherheit, wie z.B. die kombinierten Streifen aus Ordnungsamt und Polizei, der Staatsanwalt vor Ort und die beschleunigten Verfahren für jugendliche Ersttäter. Trotzdem gilt die hohe Kriminalitätsrate in Bergheim nach wie vor als eines der Hauptprobleme. Was muss denn zusätzlich noch an Maßnahmen getroffen werden, damit die Bergheimer Bürger sich sicherer fühlen können?

Rüdiger Warnecke:

Es ist bei einem solchen Thema von „Schnellschüssen“ abzuraten. Zuerst einmal ist die „hohe Kriminalitätsrate“ genau zu analysieren. Dies geht mit Hilfe der Statistik der Polizei und in Zusammenarbeit mit den beteiligten Gremien. Hieraus sind dann die richtigen Schlüsse zu ziehen und in stringentes Handeln umzusetzen. Was nicht passieren darf, ist Dinge tot zu schweigen  oder ein falscher Einsatz von Ressourcen. Manchmal reicht es auch, die Anzahl der Streifenfahrten der Polizei zu erhöhen. Hier ist in der Tat der Landrat, aber auch die Landesregierung gefordert, für ausreichend personelle Ausstattung der Polizei zu sorgen. Grundsätzlich gilt, dass Prävention besser ist, als Reaktion. Insofern hat Bergheim einiges mehr als bisher im Bereich von Demographie, Bildung und Integration zu leisten. Durch die Sünden der Stadtplanung in der Vergangenheit in Quadrath-Ichendorf, Ahe, Kenten und Zieverich  haben sich die „Aufgaben“ zentriert. Kindern und Jugendlichen ist eine Perspektive zu bieten; Bildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen muss gefördert und gefordert werden; Integration aller Bevölkerungsgruppen muss ernsthaft gefördert und vor allem auch eingefordert werden.

Wahl-Bergheim:

Der soziale Brennpunkt Bergheim Südwest wurde mit Landesmitteln recht passabel hergerichtet. Welcher Stadtteil sollte nach ihrer Vorstellung als nächstes von diesen Segnungen profitieren?

Rüdiger Warnecke:

Bergheim Südwest profitiert vom Programm „Soziale Stadt“ des Landes NRW. Die Projektdauer ist zeitlich begrenzt und an Ziele gebunden. Ob das Land NRW für zukünftige Projekte weitere Mittel zur Verfügung stellen wird, hängt von der politischen Lage und vor allem von Haushaltsmitteln ab. Dies liegt nicht im Einflussbereich der Kommunen und eines Bürgermeisters. Natürlich ist es die Aufgabe zu prüfen, ob es in Zukunft Mittel geben kann. Weiterhin ist die Mittelvergabe des Landes an einen derzeit 20 %igen Mitteleinsatz der Stadt gebunden. Hier wird in Zukunft zu prüfen sein, ob der Haushalt dies hergeben wird. Grundsätzlich bietet es sich an, für Quadrath-Ichendorf und Ahe solche Mittel in Anspruch zu nehmen. Hierfür werde ich mich, wenn es die Situation zulässt, mit Engagement einsetzen.

Wahl-Bergheim:

In Bergheim besuchen sehr wenige Einwohner die Ratssitzungen. Liegt das vielleicht daran, dass die interessanten Angelegenheiten nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt werden und sollte man diesen nichtöffentlichen Teil nicht einfach abschaffen?

Rüdiger Warnecke:

Nichtöffentliche Sitzungen haben ihre Existenzberechtigung, einen Sinn und vor allem gesetzliche Grundlagen. Es gibt einfach Angelegenheiten, wo es besondere Schutzbedürfnisse und vor allem auch Rechte von Betroffenen gibt. Das Ratssitzungen nicht oder nur selten besucht werden, liegt meines Erachtens an anderen Dingen. Zum einen sind viele Angelegenheiten komplexer als mancher denken mag – und somit wenig interessant, da schwer nachvollziehbar -, zum anderen interessieren sich Bürger derzeit meist nur, wenn sie konkret betroffen sind. Hier gibt es nur den Ansatz von mehr Bürgerbeteiligung an Entscheidungen. Dies ist ein wesentliches Anliegen meiner Politik, welches ich als Bürgermeister auch durchsetzen möchte. Es schafft mehr Transparenz, mehr Engagement, mehr Identität und mehr Akzeptanz für Demokratie und ihre Akteure. Wer mitbestimmen darf, wird auch mehr Interesse an den Ratssitzungen zeigen.

Wahl-Bergheim:

Ein richtiger Wahlkampf findet eigentlich diesmal gar nicht statt. Was sollte die Bergheimer denn dazu motivieren, überhaupt wählen zu gehen? (und wenn sie es sich trauen, geben sie doch mal einen Tipp ab, wie hoch die Wahlbeteiligung sein wird)

Rüdiger Warnecke:

Wir erleben zur Zeit ein hohes Maß an Politik(er)verdrossenheit. Ich habe hierzu einiges in meinem Einladungsschreiben zur Podiumsdiskussion (Offener Brief), welches Sie als Pressemitteilung ins Netz gestellt haben, geschrieben. Politiker haben sich von den Menschen entfernt; Menschen haben sich von den Politikern entfernt. Die Medien bestärken diesen Trend. Dies ist zu bedauern und bedarf einer Umkehrung. Hierzu bietet sich, wie schon oben beschrieben, die Bürgerbeteiligung bei wichtigen Entscheidungen an. Solange, wie leider allzu oft zu beobachten, Politik durch Mittelmaß und „einfache Lösungen“ bestimmt wird, sehe ich keine Änderung der Entwicklung. Viele Menschen gehen aus Enttäuschung, Desinteresse oder weil sie sich nicht vertreten fühlen, nicht mehr wählen. Ändern können sie dies aber nur selber! Ich kann nur alle Bergheimerinnen und Bergheimer darum bitten, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Dies ist ein hohes Gut, für das, nicht weit von unseren Landesgrenzen entfernt, Menschen kämpfen und teilweise ihr Leben verlieren. Außerdem gilt immer noch die Regel: „Wer nicht entscheidet, über den wird entschieden“. Gerade jetzt bei der Wahl zum Bürgermeister kann sogar eine Stimme die entscheidende sein.

Da wir zur Zeit einen weitestgehend inhaltsleeren Wahlkampf erleben, rechne ich leider nicht mit einer hohen Wahlbeteiligung. Wenn diese bei 50 % der Wahlberechtigen liegt, dann ist sie meiner Einschätzung derzeit sehr hoch.

 

Wahl-Bergheim:

Abschließend möchten wir sie fragen, ob sie sich durch die lokale Presse, und hier sind Printmedien wie auch Audio- und Videoberichterstattungen gemeint, gleichrangig und fair behandelt gefühlt haben?

Rüdiger Warnecke:

Presse- und Medienschelte ziemt sich nicht für Politiker. Die Printmedien haben zumindest insofern Gleichbehandlung geübt, dass die Kandidaten den gleichen Textanteil bei den Präsentationen hatten. Das die Amtsinhaberin Frau Pfordt auf Grund ihrer Tätigkeit fast täglich in einer Pressemitteilung auftaucht, ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass sie derzeit viele Auftritte als Repräsentantin der Stadt hat. Das Pressemitteilungen kleiner Parteien, einen geringeren Anteil als die der beiden „Volksparteien“ haben, ist schon immer so gewesen und wird auf Grund der Größe wohl auch als gerecht gesehen. Viel interessanter ist die derzeit geübte „Deutungshoheit“ der Presse, die ich für recht gewagt halte. Wenn z.B. die Bewerbungen um das Amt des Bürgermeisters als ein Wettbewerb der beiden „Volksparteien“ gesehen wird, ist das schlichtweg eine falsche Darstellung. Natürlich kann es so sein, dass diese Bewerber die größten Aussichten auf den Erfolg haben, aber der Gesetzgeber sieht dies eben anders. Jede(r) EU-  bürger(in) der das aktive und passive Wahlrecht besitzt und die entsprechenden Unterstützer-unterschriften oder Parteibennungen hat, kann sich für das Amt bewerben. Dies sieht die Gemeindeordnung NRW so vor. Der Gesetzgeber hat sich hierbei durchaus etwas gedacht, wie auch z.B. seit vielen Wahlen in Baden-Württemberg und Bayern. Ein Bürgermeister hat eben keine Parteipolitik zu machen, sondern neben Repräsentationspflichten in der Hauptsache dafür zu sorgen, dass der Wille des Rates und die Anliegen der Bürger nach Recht und Gesetz umgesetzt werden und eine Verwaltung zeitgemäß geführt wird. BM-TV hat sich hier am neutralsten verhalten. Hier wurden Texte und Videos ungekürzt und ohne Interpretation der Journalisten in das Internet gestellt und die Zuschauer und Leser konnten sich ein eigenes Bild machen. Das ist dann zwar kein Journalismus, aber es hilft uns Politiker manchmal authentisch und inhaltsgetreu wahrgenommen zu werden.

Wahl-Bergheim:

Vielen Dank für das Interview, wir wünschen ihnen allen viel Glück!


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